Schinken. Parma, San Daniele, Culatello, Serrano oder Pata Negra. Aber Italien und Spanien sind weit. Dabei hängt der Gute auch so nah. Zwischen Ingolstadt und Neuburg – in Bergheim! Nicht gewusst? Ein Paradebeispiel für die leichtfertige Unkenntnis der eigenen Region …

Beim Januar-Stammtisch von Slow Food Ingolstadt im Neuwirt machten uns unsere Gastgeber Anke und Karl Deiml mit Wolfgang Speth bekannt:

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Dieser ist gelernter Metzgermeister. Sein wohl zu blutleerer momentaner Arbeitsschwerpunkt im Außendienst als Anwendungstechniker entfachte eine tiefe Sehnsucht nach den handwerklichen Wurzeln seines Berufes. Es gibt Menschen, die aufbrechen, ihr Verlangen zu stillen. Speth ist ein solcher. Er entschied sich in Schinken zu machen. Wir dürfen uns darüber freuen!

Fruchtbar und erhellend wie die Zusammentreffen von Slow Food regelmäßig sind, besuchten wir Ende April – nach der Fastenzeit 😉 – seine Manufaktur. Er nennt sie Schinken-Ambiente.

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Während für gewöhnlich leider alles dem Auto weichen muss, ist es hier umgekehrt. Fertigung, Reiferäume und Verkauf haben die sehr großzügige Doppelgarage voll in Beschlag genommen. Fast vier Stunden wurden wir Zeugen einer brennenden Leidenschaft für Schinken. Es wurde zugeschnitten, ausgelöst, gewürzt, eingerieben, geräuchert und in Form gebracht. Herrlich!

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Das Fleisch für seine handwerklich zu veredelnden Rohschinkenspezialitäten bezieht Speth ausschließlich von der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, die sich wiederum dem Schwäbisch-Hällischen Landschwein verschrieben haben. Die „Mohrenköpfle“ (liebevoll so vom Hohenloher aufgrund ihres schwarzen Kopfes genannt) sind übrigens seit letztem Monat Passagiere der Arche des Geschmacks. Das Projekt der Slow Food Stiftung für Biodiversität will das kulinarische Erbe der Regionen bewahren.

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links: Schwäbisch-Hällisches Landschwein, rechts : Deutsche Landrasse (Hybridzucht)
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Im Reiferaum lagern die Schätze. Darunter auch Rinderschinken vom Murnau-Werdenfelser (für den Neuwirt). Als Räucherspezialitäten gibt es: Bauernschinken, Räucherbauch, Wacholderschinken, Karreespeck und der am Knochen gereifte Beinschinken Bergamer.

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Zu den luftgetrockneten Spezialitäten gehören: Der Fergen. Speth: „Lange zerbrach ich mir den Kopf darüber, wenigstens ein Produkt mit einem historischen Bezug an meine Heimat zu benennen. Dann fiel mir die Chronik der Gemeinde in die Hände … Fergen wurden früher die Fährleute genannt, welche für den Betrieb der Fähre zuständig waren. Der Ferge Steib muss ein hartnäckiger Bursch gewesen sein, da er öfters mit der Gemeinde im Streit war. Die lange, flache Form des Nackens soll an die Fähre erinnern.“ Und der Sir Henry – eine Reminiszenz an seinen Vater.

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Im Nachbarhaus befindet sich der Landgasthof „Zum Löwen“. Hier war für uns prächtig aufgedeckt. Es gab …………… Schinken! Satt.

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Speths Kreationen sind von einer beachtlichen Qualität. Hinfahren. Schmecken! Dabei steht der Mann (erst) am Anfang. Er hat noch viel vor. Ist unglaublich neugierig und experimentierfreudig. Und er räumt einer sehr, sehr wichtigen Zutat die ihr gebührende Stellung ein: Der Zeit. Das ist S l o w Food. Herzlichen Dank Wolfgang Speth.

Schinken-Ambiente, Hauptstraße 19, 86673 Bergheim. Tel: 08431/6486073. Verkauf: Samstag 9-13 Uhr und Donnerstag 16:30 – 19 Uhr.

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