Der Rettungsschirm spannt sich jetzt über das Jahr 2010. Rettungsschirm? Also:
02.05.2010 – Besuch Chocolaterie „mundgerecht“
Seit Mitte März 2010 hat mundgerecht, eine kleine Patisserie und Chocolaterie im Zehenthof zwischen Viktualienmarkt und Fußgängerzone in Ingolstadt geöffnet.
In der kleinen Erlebniswelt des Genusses trifft man auf unwiderstehliche, kleine aber feine Köstlichkeiten. Handgefertigte Einzelstücke in exzellenter Qualität – direkt vor Ort hergestellt. Süß, salzig, schokoladig – mundgerecht(e) Köstlichkeiten. Das wollten wir uns am 02.05.2010 genauer ansehen.
Frau Katrin Elsler, die Inhaberin der Manufaktur, führte uns zu Beginn in die Grundsätze von „mundgerecht“ ein und präsentierte uns dazu die Köstlichkeiten die ihr Vater Ernst – gelernter Meister seines Fachs – hergestellt hatte. Zuerst waren salzige Kleinigkeiten wie Käsestangen, Käseschwäne (auch mit Meerrettich), Blätterteig-Pasteten, Tarteletts mit Ziegenkäse an der Reihe bevor wir das hauseigene gebackene Müsli mit Dinkelflocken und allerlei leckeren Zutaten testeten. Alle Produkte (auch alle Teigsorten) werden selbst hergestellt und Ernst Elsler verriet uns das ein oder andere Rezept.
Dann wurde es „schokoladig“ und wir erfuhren viel über die köstliche Kuvertüre (Grundschokolade). Herr Elsler verwendet ausschließlich reinsortige Grand Cru Schokoladen der Schweizer Firma Felchlin, vor allem die Sorte Criollo aus Venezuela. Diese verarbeitet er dann zu allerlei Kreationen. Es gab eine heiße Schokolade, die gerade deshalb so gut schmeckte, weil sie nicht so süß war; Zitat: „Wir arbeiten nicht so süß, dass es im Hals schmerzt …“ Dann durften wir zusehen, wie er die Hüllen für die Muttertagsherzen mit der Temperier-Überziehungsmaschine herstellte. Für die Füllungen hat er sich auch etliches ausgedacht, so wird es z.B. eine Chilifüllung für die „scharfe“ Mama geben und eine Grand Marnier Füllung für die „lustige“ Mama.
Anschließend schwelgten wir im Genuss von Eclairs, Petit Fours, Französischen Fours, Trüffeln, Pralinés, Mandelsplittern, Mandelgebäckspezialitäten, Cantuccini, Gewürzplätzchen aus Dinkelmehl (nach Hildegard von Bingen), Teegebäck und vielem mehr. Viele Zutaten und Produkte, die im „mundgerecht“ verarbeitet und verkauft werden, haben eine regionale Herkunft. Das Mehl z. b. kommt ausschließlich von der Hainmühle im Altmühltal.
Schöne Veranstaltung – Danke den Elslers! Wir können jedem empfehlen hier einmal Station zu machen (Sitzplätze vorhanden) und vor Ort bei der Herstellung zuzusehen; dann beginnt die (genussvolle) Qual der Wahl …
12.06.2010 – Kräuterwanderung
Seit Mitte April 2010 gibt es in Böhmfeld den ersten (!) bayerischen Kräuterweg. Initiatorin ist unter anderem die Wirtin des Beckerwirts Frau Andrea Ponschab.
Der Kräuterweg führt in die nördliche Flur von Böhmfeld. Der Besucher kann einen kurzen Weg (1,5 km) oder eine längere Route (5,7 km) auswählen. Beide Strecken führen wieder nach Böhmfeld zurück. Entlang das Wegs befinden sich 5 Tafeln mit Informationen:
Tafel 1: Mediterrane Kräuter und andere Sonnenanbeter
Tafel 2: Kräuter mit Zaubermächten
Tafel 3: Hecken und Gehölze
Tafel 4: Hausapotheke vor der Tür
Tafel 5: Böhmfeld und seine Wege durch die Zeit
Am 12.05.2010 trafen wir uns beim Beckerwirt und begingen unter der fachkundigen Begleitung der Kräuterpädagogin Johanna Schneider den Weg.
Die Brachflächen im Bereich des Kräuterweges werden einmal jährlich mit Schafen beweidet. Diese Maßnahme führt dazu, dass viele in unserer Region selten gewordene Wildkräuter auf den nun wieder freien Trockenhängen zurückkehren.
Frau Schneider gab uns zu einer Vielzahl von vermeintlichen „Unkräutern“ am Wegesrand interessante Informationen über deren Verwendung in der Küche aber auch in der Kräuterheilkunde bis hin zur Mythologie. Im Besonderen widmeten (= ansehen, anfassen, riechen, schmecken) wir uns den Kräutern Giersch, Wiesensalbei, Wilder Thymian, Holunder und Wiesen-Labkraut (Fotos oben – von oben nach unten, von links nach rechts).
Weiter ging es mit den Kräutern Schafgarbe, Brennnessel, Gundermann, Wiesen-Bärenklau und Wilder Majoran (Fotos oben – von oben nach unten, von links nach rechts).
Nach unserer Wanderung wartete der gemütliche Beckerwirt-Biergarten auf uns. An einer langen Tafel (:-)) verkosteten wir u. a. spritzig-frische Kräuterlimonade, die legendäre Unkrautsuppe des Hauses, köstliche Hollerkücherl und eine wunderbare Lasagne mit Salbeichip, Gemüse und frischen Wildkräutern. Saisonalität und Regionalität waren heute nicht zu steigern… Geführte Wanderungen können über den Beckerwirt gebucht werden – sehr empfehlenswert!
02.07.2010 – Start des Weinstammtischs
Einführungstreffen:
- Weingut von Racknitz: Nahe, Riesling trocken von 2008
- Fred Loimer: Kamptal, Muskateller „Kamptal“ von 2009
- Heymann-Löwenstein: Mosel, Schieferterrassen, Riesling von 2006
- Schloß Proschwitz: Sachsen, Riesling Spätlese von 2002
27.08.2010 – Thema Silvaner
Castell (Franken):
- Kugelspiel, Edition Graf Ferdinand, trocken, 2009
- Schlossberg Spätlese GG, trocken, 2008
- Apriles Anno 1659, 2008
Horst Sauer (Franken):
- Escherndorfer Fürstenberg, Kabinett trocken, 2009
- Escherndorfer Lump, Spätlese trocken, 2009
Rudolf Fürst (Franken):
- Centgrafenberg, 2009
Wittmann (Rheinhessen):
- Silvaner trocken, 2009
10.11.2010 – Thema alte Reben
- Weingut Seeger, badische Bergstraße, Leimen/Heidelberg: Oberklamm 2007 „Oberklamm“ GG, Weißer Riesling
- Van Volxem, Wiltingen: „Altenberg Alte Reben“ 2006 GG, Saar Riesling
- Heymann-Löwenstein, Mosel, : „Uhlen R (Rothlay)“ GG 2006. GG, Riesling
- Uwe Schiefer, Südburgenland: „Pala“ Blaufränkisch 2008
- Soula Rouge, Fenouilledes: „Soula“ 2001, Roussillon
01.08.2010 – Besuch bei Winzer Tremml
Weinbau in unserer Region?! Die Römer kultivierten ab 276 als erste den Weinbau in Neuburg an der Donau. Dieser ist dann durchgehend bis 1780 nachgewiesen. Seit 1991 betreibt nunmehr der sehr sympathische und hellwache Weinbauer Josef Tremml das Winzerhandwerk auf seinem Weinberg im Eulatal auf einer Fläche von 340 qm. Ziel: Den historischen Weinbau in Neuburg wieder zu beleben!
Treffunkt war am Sonntag, 01.08.2010 um 10:00 Uhr an der Kirche in Bittenbrunn. Zusammen ging es zum ca. 20 min entfernten Weinberg, wo wir von Herrn Tremml bereits erwartet wurden.
In entspannter Runde mit wunderbarem Blick auf die im Tal fließende Donau lauschten wir Herrn Tremml. Und dieser hatte viel Interessantes zu erzählen. Schwierigkeiten vor Ort seiner Leidenschaft nachzugehen machen ihm weder geografische noch klimatische Bedingungen – im Gegenteil wie wir im Glas schmecken konnten. Die Probleme sind bürokratischer Natur. Da gibt es Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Behörden und eine wohl sehr starke Lobby aus Unterfranken/“Weinfranken“ …
Mit welchen Rebsorten hat er angefangen? Welche sind heute im Berg? Was hat er in den letzten zehn Jahren an Erfahrungen mit Anbau, Pflege, Ernte und Kellertechnik gemacht? Diese und ähnliche Fragen wurden kurzweilig bei verschiedenen Kostproben seiner Weine und beim Gang durch die Rebzeilen beantwortet. Neben seinem oberbayerischen Weinberg bewirtschaftet Herr Tremml auch Flächen in Volkach.
Verkostet wurden Secco trocken aus der Müller-Thurgau-Traube, Anbau Franken mit natürlicher Kohlensäure angereichert, Müller-Thurgau halbtrocken, Anbau Neuburg, Müller Thurgau trocken, Anbau Franken, Rotling halbtrocken, Anbau Franken, Rotwein Cuvée, Anbau Franken und Regent trocken, Anbau Neuburg.
Zwischendrin gab es eine fantastische Brotzeit: Roggenmischbrot mit Wildschweinschinken, geräucherte Rehbeißer, Rehsalami und Wildschweinpastete mit Preiselbeeren – das Wild stammt aus eigener Jagd. Obazda, Frischkäse eingelegt in Rapsöl mit Knoblauch, Hartkäse mit Pfefferrinde und Hartkäse mit Bockshornkleeblüten aus der Schmalzmühle der Familie König in Röcklingen. Nachspeise: Eigene Weinschokolade.
Im Mikroklima des Weinbergs vor Ort gedeihen neben dem Wein auch noch Grünspargel und 30 verschiedene Obstsorten – außer den verschiedensten Apfel-, Birnen-, Zwetschgen- und Kirschsorten auch Edelkastanien, Walnuss, Kiwi, Quitte, Mispel, Maulbeeren, Pfirsich und Oliven.
Hintergründe, Projekte und Veranstaltungshinweise finden sich auf der sehr informativen Homepage des Winzers. Nach eigener Aussage treffen Sie Herrn Tremml persönlich auf seinem Weinberg im Eulatal bei schönem Wetter von Mai bis Oktober sonntags ab 14 Uhr. Diese Begegnung sollten Sie unbedingt machen!
25.09.2010 – Besuch Obstbau Canisiushof
13 km nordöstlich von Ingolstadt – zwischen Theißing und Kasing – liegt der Obstbaubetrieb Canisiushof. Seit 1919 wird hier durchgehend Obst erzeugt – bis 1956 sogar als staatlich Bayerischer Landesobstgarten. Davon gab es landesweit lediglich drei. Immer wieder überraschend was unsere Region doch so alles bereithält … Seit 1978 führt nunmehr die Familie Schmid das Ruder. Johannes Schmid folgt in der zweiten Generation seine Eltern Johann und Maria nach. Auf ca. 10 ha wird Obst im integriert, kontrollierten Anbau kultiviert. Die Kernkompetenz liegt beim Apfel. Zwölf Sorten wachsen hier. Dazu kommen Erd- und Himbeeren, Birnen (drei Sorten), Süß- und Sauerkirschen, Birnen und Zwetschgen.
Eine Woche vor dem jährlichen Apfelfest besuchten wir den Betrieb am 25.09.2010. Im Mittelpunkt stand (natürlich) der Apfel.
Bei einem Rundgang durch die Obstgärten ließen Vater, Mutter und Sohn Schmid keine Frage offen. Betriebsphilosophie, Auswahl der angebauten Sorten, Pflanzung, Schnitt, Ernte, Lagerung und Reife, Saftpressung, Sortenwahl zum Backen, etc. wurden besprochen. Erdbeeren können Anfang/Mitte Juni vor Ort auch selbst gepflückt werden. Zitat: „Unsere alleinige Priorität bei den Erdbeeren ist der Geschmack – nicht die Transport- und Lagerfähigkeit“. Das ist leider (bleibend ärgerlich) die Ausnahme im Handel.
Die Schmids sind reine Direktvermarkter. Obst und Apfelsaft (frisch gepresst oder haltbar) können im eigenen Hofladen und auf den Wochenmärkten in Kösching, Ingolstadt und Pfaffenhofen gekauft werden. Äpfel gibt es bis Mai.
Nach der Verkostung verschiedener Apfelsorten und frisch gepresstem Apfelsaft im Hofladen saßen wir in gemütlicher Runde mit Kaffee und wunderbarem Selbstgebackenem – Apfelstrudel, Apfel-Bienenstich und Apfel-Nuss mit Rahmguss.
Ein weiteres Mal kamen wir zur Erkenntnis – nicht wirklich überraschend aber immer wieder beruhigend – dass es gut wird, wenn Menschen mit Leidenschaft ihr Ding machen. Das tun die Schmids – der Apfel in unserer Region hat jetzt eine Geschichte, ein Gesicht. Ein Werbespruch von „Apple“ heißt übrigens „Think Different“. Genau.