Eigentlich sollte man die Feste feiern wie sie fallen. Gestern Abend bei unserem Slow Food Stammtisch erinnerte mich Klaus – ein Mitstreiter für das Gute, Saubere und Faire – daran, dass sich heute vor fünf Jahren (11.05.2007) unser Convivium Ingolstadt gründete. Standesgemäß in den Mauern der Hohen Schule, der ersten Universität Bayerns. Als Geburtshelfer dabei – Gerhard Tremel – der langjährige Conviviumleiter von Slow Food Nürnberg. Die Tatsache dieses Jubiläums hatte ich im gegenwärtigen Tagesalltag glatt vergessen … Also keine offizielle Feier heute. Vielleicht zieht sich aber wenigstens im Stillen der ein oder andere dazu ein feines Fläschchen auf. Ich werde das tun.
Fünf Jahre. Ein kurzer persönlicher Schulterblick: Zwei rote Fäden halte ich in Händen.
Einmal sind da die vielen wunderbaren Menschen die ich getroffen habe! Ich will keinen herausstellen. Nur eine namentlich erwähnen. Elke. Ich kann es ihr nicht mehr sagen …
Und mein persönlich gereiftes Verhältnis und Verständnis zu unserem Essen, seiner Herkunft und seinem Umfeld. Es gab eine Zeit, da spielte dieses Thema in meinem Leben eine Nebenrolle die kein Filmnachspann mehr, sei er noch so gewissenhaft, auflistet. Erstaunlich ist das. Werden wir doch alle tagtäglich mehrmals – vom Geburtstag an – nicht nur lebens-, nein überlebensnotwendig damit konfrontiert. Im Bewusstsein dieses meines eigenen Wegs komme ich deshalb niemandem überheblich, weil er z. B. gerade aus einem Junk-Food Laden auf die Straße tritt. Allerdings kann es freilich sein, dass ich versuche ihm das ein oder andere Licht einzuschalten … Wer mehr weiß, hat mehr Verantwortung, hat mir mein Vater immer gesagt. Dabei kann ich lästig werden. Ich weiß … Das Thema brennt mir halt auf den Nägeln! Und es hat neben der genüsslich persönlichen Lebensqualität eine globale Dimension – Hunger, Patente auf Leben, Klima, Ressourcen, Biodiversität, Monopole, Gesundheit, Respekt vor der Schöpfung, Identität und Kultur – die sich leider viel zu wenige klarmachen.
Die Ideen von Slow Food vor Ort mit Leben zu füllen bleibt die Aufgabe. Ingolstadt ist da fürwahr kein einfaches Pflaster. Gerade deshalb ist es hier aber auch so notwendig. Und ich liebe diese Stadt!
Gegenwärtig finden wir hier kein Wirtshaus in dem – ohne allzu viele Kompromisse – unser Stammtisch tagen will. Ein Projekt im Sinne der Genussgemeinschaft Städter und Bauern, wie es das Convivium München macht, ist eine schöne Sache. Können wir das hier auch? Es gibt keinen Metzger vor Ort, der alte heimische Nutztierrassen – beim Schwein z. B. Bunte Bentheimer oder Schwäbisch Hällische – verarbeitet und veredelt. Kennt ihr ein Weinlokal in der Stadt? Das sind nur wenige Beispiele. Essen wird vor Ort leider weit überwiegend über den Preis bewertet. Viel und billig. Eine echte, bodenständige Genusskultur ist in der Region (siehe z. B. unsere Empfehlungen für den Genussführer) angelegt – in Ingolstadt hängen die Segel noch in der Flaute. Noch. Sie kommt aber. Da bin ich mir sicher. Je mehr sich aktiv daran beteiligen! Man müsste, man könnte, man sollte … den Konjunktiv mal stecken lassen! Unterstützt und fördert die, die sich bereits auf den richtigen Weg gemacht haben. Ermutigt Händler, Bäcker, Metzger, Wirte auf Qualität zu setzen und seid dann ihre Kunden und Gäste. Fragt das was ihr in München, Nürnberg, Augsburg und Regensburg genießt hier lautstark nach. Engagiert euch bei Slow Food und verstärkt damit unsere Schlagkraft!
Zum fünfjährigen Kanzleijubiläum war ich mir wegen You Tube unsicher. Das bin ich immer noch. Aber heute riskiere ich es. Das Slow Food Convivium Ingolstadt ist fünf Jahre alt geworden! Und das passende Ständchen mit der Videopremiere bei extra prima good spielt Dave:
Lieber Claus,
Danke! Vielleicht geht sich der 22.6. aus… ich sage noch Bescheid. Weißenburger Genusstage habe ich leider nicht geschafft. Aber ich war nach der Slow Food Messe beim Gasthof Gentner. Herrlich! Sicher einer der Zugpferde im neuen Convivium. Die Nürnberger Hebammen…!
@ Gabriele Müller-Kolbe: Lieben Dank für Ihr Lob und Ihre persönliche Note!
@ Michael von Benkel: Hans mit seinem Schwedenschimmel ist Slow Food Mitglied und Förderer. Ich bin immer gerne dort! Natürlich ist das Reittier Gustav Adolfs immer eine Stammtischoption.
Treffpunktvorschlag: Schwedenschimmel?
Sehr geehrter Herr Olma,
ganz herzlich möchte ich Slow Food Ingolstadt zum fünf-jährigen Bestehen gratulieren.
Auch ich würde mir wünschen, dass unsere schöne Stadt, die ich auch über alles liebe, aufwacht. Ihren Brief finde ich sehr bewegend, denn Sie treffen doch in wenigen Zeilen den Nerv. Falls Sie eines Tages ein Buch schreiben – enthalten Sie es uns nicht lange vor. Die kulinarische Auferstehung Ingolstadt – wenn es dann so weit ist.
Ja noch zum Konjunktiv – der zeigt sich in unserem ganzen Land als Blockade. Viele Menschen warten darauf, das ein anderer etwas „tut“. Ich bin der Meinung, und diesen Spruch habe ich nun von meinem Vater: „Wenn jeder den Schmutz vor seiner eigenen Haustüre kehrt, wird die Welt auch sauber“ und genau da setze ich jeden Tag in meinem Leben an. Ich lebe vor – ich kann Vorbild sein – ich verändere dadurch. Auch im ganz kleinen Teil unseres Lebens können wir uns aufmerksam damit beschäftigen, wie wir mit unserem Leben, unseren Familienmitgliedern, Bekannten, Fremden, Haustieren, Tieren und unserem Planeten im ganzen umgehen. Auch das bewegt – eben zwar im kleinen aber die Gesamtwirkung ist enorm, denn immer mehr Menschen werden aufmerksam – noch lange nicht alle, dass weiss ich, jedoch wenn nur ein Funke geweckt wird, durch ein Gespräch oder auch durch eine Verhaltensweise, kann sich ein Licht entzünden.
Ich sage danke, an alle Menschen, die sich dafür einsetzen, unseren wundervollen Planeten nicht weiter auszubeuten und auszuräubern. Ich gehöre zu den Menschen, die lieber im Stillen ändern – ich danke den Menschen, die nach Aussen treten – doch ihr, die ihr im Stillen ändert, macht weiter, dass ist wichtig.
Ich wünsche mir sehr, dass meine Enkelkinder und deren Enkelkinder auch so leben können wie ich – frei und unabhängig – aber um frei und unabhängig zu sein, müssen wir auch unsere Handlungen selbst beurteilen und bereit sein, unser handeln zu ändern. Auch wenn wir dadurch ein paar Euro weniger in der Tasche haben. Die Art und Weise, wie mit unseren Lebensmitteln umgegangen wird, die Art und Weise wie diese Lebensmittel in unseren Körpern wirken, dies ist keine „Art“ und auch keine „Weise“.
Wenn ich heute lieber ein Hühnchen vom Bio-Laden esse, dass 20,- Euro kostet statt dem aus dem … Laden für 2,58 Euro, versteht mich der noch nicht Aufmerksam gewordene überhaupt nicht. Er hat´s ja auch noch nie gegessen. Er oder sie weiß ja nicht einmal, wie ein Hühnchen schmeckt! Ich habe vor zwei Wochen beides gekauft und auf gleiche Weise zubereitet, ich war wirklich am überlegen, ob das arme Ding aus dem Discounter überhaupt aus Fleisch und Blut bestanden hatte.
Wenn wir Fleisch und Pflanzen essen, die nicht in ihrer natürlichen Umgebung wachsen und leben durften, nehmen wir Energien in unsere Körper auf, die uns genauso schädigen, wie die Chemie, die sich in diesen armen Körpern befindet. Wir nehmen Energie von gestressten, weinenden, geängstigten Tieren und Pflanzen die misshandelt lebten und verachtend getötet werden. GENAU das nehmen wir mit dieser Nahrung in uns auf!
Ich bin froh, dass ich mich dazu entschlossen hatte das Thema Ernährung zu studieren und zu meinem Lebensinteresse zu machen. Die Hintergründe der Energieaufnahme in unseren Körpern ist so komplex und so enorm in seiner Auswirkung auf jeden von uns in seiner kleinsten Mikrozelle. Darum seid Aufmerksam was ihr esst, denn es baut eure Zellen in eurem wertvollen Körper.
Und noch etwas, dass mir sehr am Herzen liegt, wenn ich schon mal aus der Stille spreche: Noch wichtiger als unser Essen ist unser Wasser! Wir brauchen pro kg Körpergewicht 30 ml Wasser! Und tatsächlich dazu ein bisschen Meersalz. Unser Körper besteht aus ca. 75% Wasser, mit einer Salzkonzentration die dem Meerwasser entspricht. Unser Gehirn entwickelt seine Energie mit Wasser, nicht so sehr mit Zucker, wie allgemein gedacht. Trinkt ein Glas Wasser und schaut – ihr werdet auf einmal wach. Ein Espresso schmeckt gut – lecker – aber das Glas Wasser macht uns wach.
Dr. med. F. Batmanghelidj hat sein Leben damit verbracht, das Wasser und seine Auswirkung im Körper zu studieren. Es gibt seine Abhandlungen frei im Internet zu lesen oder auch in diversen Büchern, die er geschrieben hat.
Lieber Herr Olma, ich glaube Slow Food Ingolstadt hat noch viele bewegende Jahre vor sich und ich freue mich über jeden Bericht und jede Empfehlung, die ich von Ihnen lese.
Sie machen Ihre Sache sehr gut – ein Beispiel und Vorbild für viele – DANKE!
Mit freundlichen Grüßen
Gabriele Müller-Kolbe
Lieber Michael,
dann mal herzlichen Glückwunsch von Deinem Nachbarconvivium…. Sollte es noch eine Feier geben, wir kommen gerne 🙂 Slow Food Nürnberg wird dieses Jahr 15 und wir feiern das mit einem Sommerfest am 22.6 – ihr seid herzlich eingeladen – http://www.slowfood.de/slow_food_vor_ort/nuernberg/termine/sommerfest/
Es bleibt überall noch viel zu tun. Als ich neulich in Berlin die Freunde vom CV Berlin fragte wo ich denn bitte genussführergerecht Essen könnte, wussten sie auch keine Antwort – es ist also keine Frage des Alters und der Größe.
Wir müssen alle zusammen noch mit einer ganz kleinen Schaufel uns an diesen ganz großen Berg der Herausforderung machen. Und ich denke es gibt ganz viele glückliche Genussmomente die uns immer wieder dafür und davon entschädigen.
Montag will SF Nürnberg wieder geburtshelfen für ein Convivum Altmühlfranken in Weißenburg – damit wir neue Freunde, Förderer, Gestalter, Mitmacher und Unterstützer auch auf dem platten Land gewinnen.
Ich freu mich auf unsere erste gemeinsame Veranstaltung und jetzt feier schön – ich mache dann heute Abend auf Euch etwas ökologisches und spontanvergoren slowes auf Euch auf.
Claus