„Was ist ein gutes Lebensmittel?“ Der Titel des aktuellen Slow Food Magazins. Für Slow Food ist es gut, sauber und fair. Das bedeutet guter, natürlicher Geschmack – ökologische Nachhaltigkeit bei Urerzeugung, Verarbeitung und Genuss – sowie gerechte Teilhabe/Entlohnung aller an der Wertschöpfung Beteiligter.
Der Regionaltisch Eichstätt von Slow Food Ingolstadt hat sich vorletzte Woche zum Kriterium „gut“ ein ganz besonderes Essen hingelegt: Pizza! Merke: „You can’t make everyone happy. You are not pizza.“ Wie kommt der Mensch auf den Geschmack? Zur Schulung der Sinneswahrnehmung ist ein Mittel der sensorische Vergleich einer Vielzahl von Produkten einer Gruppe. Ich mache das sehr gerne, um mein geschmackliches Koordinatensystem zu pflegen und zu entwickeln. Siehe z. B. Weißwurst, alkoholfreies Weißbier, Schweinshaxe, griechischer Joghurt, Krapfen, Lebkuchen oder Karottensaft.
Unter dem Motto „Pizza ante portas“ belieferten zeitgleich 12 verschiedene Eichstätter Pizzabäcker das Depot Piemont von Fritz Schäffler:
Hier stand für die Vergleichsverkostung bereits alles am vorbildlichsten bereit. Gute Leute, eine gedeckte Tafel, Bier (das klassische Getränk der Italiener zur Pizza), Wein und Wasser. Schreiner Andreas Deinhart fertigte gar für jeden Tester massive Buchenholzteller, unterteilt mit den Ziffern 1 bis 12 für die einzelnen Schnitten:
Der Eichstätter Kurier berichtete in einem kurzweiligen Artikel über den Abend. Der Feststellung darin, dass es keinen „Totalausfall“ gab, will und kann ich mich aber nicht anschließen:
Bei der Blindverkostung haben wir uns natürlich für eine „Pizza Margherita“ entschieden. Sie ist eine klassische „Pizza Napoletana“ (siehe Verordnung (EU) Nr. 97/2010 der Europäischen Kommission … was für ein Aufwand!). Im (scheinbar) Einfachen erkennt man am besten die Meisterschaft. Man bestelle sich zur verlässlichen Prüfung einer bayerischen Wirtshausküche z. B. einfach nur einen Teller klare Rindfleischbrühe … Zurück zur kreisförmigen Backware: Ihr Belag soll an die Farben der italienischen Flagge erinnern (egal ob die Geschichte vom 11. Juni 1889 in Neapel mit König Umberto I. und seiner Frau Margherita nun stimmt oder nicht): Grünes Basilikum, weißer Mozzarella und rote Tomaten.
Und was machen die Eichstätter Pizzabäcker – alle miteinander? Frisches Basilikum: Fehlanzeige! Mozzarella: Fehlanzeige! Das ist grotesk. Daher der Titel dieses Blogeintrags.
Und dabei haben wir uns bei diesem Test lediglich dem Kriterium „gut“ gewidmet …
Für das Protokoll: Auf dem Siegertreppchen ganz oben: Ristorante Tartufo (hier gab es auch eine homöopathische, wenn auch leider verbrannte Dosis Basilikum), gefolgt von der Pizzeria Lüften Romeo.
Wie würde der Test wohl in Ingolstadt ausfallen? Findet sich hier eine „Pizza Margherita“? Meine Referenz in dieser Spielklasse habe ich übrigens in Regensburg genossen … privat … aus einem Haushaltsofen (aber mit Pizzastein) … Lieber Holger – brauche dringend eine Auffrischung!
Auf jeden Fall hat die Zusammenkunft – so betrüblich der ein oder andere Bissen auch war – viel Freude gemacht. Kompliment dafür an den Eichstätter Regionaltisch! In der Stadt beginnt sich was zu rühren. Siehe exemplarisch dazu auch den schönen Artikel von Stephan Zengerle im aktuellen Eichstätter Journal – „Slow-Food-Bewegung erreicht Eichstätt“:
Der nächste Regionaltisch Eichstätt tagt am 21.10.2015 um 19:00 Uhr. Darauf einen Grappa Fritz – Salute!
Lieber Markus, nimm am besten direkt Kontakt mit Schreiner Andreas Deinhart auf. Bezieh Dich auf den Test. Er war mit dabei. Und mach ihm dann das berühmte Angebot (satte Bestellung?!), das er nicht ablehnen kann… Lieben Gruß nach München!
Hallo Michael, hallo Pizzatester,
aus dem nicht so fernen München schauen wir immer gerne virtuell bei ExtraPrimaGood vorbei; in Eichstätt bisher weniger, denn Plankstetten liegt halt rechts von der A9. Nach dem aufmerksamen Lesen oder besser gesagt Mitleiden des Pizzatests, bleibt eigentlich nur die Frage nach der Hardware:
Gibt es die tollen Holzteller auch für Nichttester? Haben muss!
Zum Pizzatest selbst lieber keinen Kommentar. Denn Pizza & Pappkarton, das geht halt leider gar nicht zusammen, ist wie knusprige Schweinsbratenkruste & Alufolie. Oder – politisch zurück nach IN -wie Seehofer & eine eigene Meinung.
Ein Karton – selbst einer ohne Fremdaromen – macht JEDE Pizza innerhalb von 1 Minute zu einer eher feuchten, suppigen Angelegenheit. Er soll warmhalten und gleichzeitig Feuchte rausnehmen, das funktioniert halt nicht. Nur weil es alle so machen, deswegen ist es noch lange nicht gut.
Zu Fremdaroma:
In der Landeshauptstadt bekommt man bei der IHK zum einzigen für das Gastronomiehandwerk erforderlichen Befähigungsnachweis – früher genannt Hackfleischverordnungsschein, heute „Bescheinigung nach § 4 Abs. 1 Nr. 4 des Gaststättengesetzes – wenn alle schon tief schlafen, als Wachmacher vom Leiter der Lebensmittelüberwachung ein paar Schockbilder gezeigt. Einfach ein paar anschauliche Beispiele in Sachen Gaststättenhygiene. Darunter auch ein Foto einer beanstandeten Pizzeriatoilette. Dort liegen links und rechts und über der Porzellanschüssel, fertig gefaltete Pizzakartons und warten auf ihren Einsatz… hmm.
Doch Rettung naht, mittlerweile gibt es Foodtrucks mit eingebautem Pizzaofen. Die fahren nach Bestellung bis vors Haus, halten am Straßenrand und backen die Pizza. Der Esser kann sie, jetzt kommt’s, in unter 60 Sekunden ins Haus tragen oder gleich auf den Teller oder das Holzbrettl legen lassen;-)
Und jetzt können wir endlich über Zutaten, chinesische Tomaten, Mozzarella/Analogkäse/Edamer/“Pizzakäse“ oder Basilikum reden….
Wo gibt’s jetzt die Holzteller?
Genussvolle Grüße,
Markus H.