Jahresritual. Vergangenes Wochenende in München. Braukunst Live! Klappe die 4. Ich bin zum dritten Mal (2013 und 2014) dabei. Sehr gerne dabei!
Veranstalter Frank Böer darf zufrieden sein. Die Kapazitätsgrenze ist endgültig erreicht. Hat er gesagt. Und auch gleich den diesjährigen Trend ausgemacht: Es gibt vier Faktoren, den Geschmack im Bier zu beeinflussen: Hopfen, Malz, Hefe und die Lagerung. Letztere gewinnt an Bedeutung – z.B. durch das Reifen in ehemaligen Whisky- oder Rotweinfässern.
Ich bin sofort zu Tilman Ludwig. Shake the hand, that feeds you! Sein Helles ist der Hammer. Gibt es in Ingolstadt übrigens im Donaupoint zu erwerben und im Ausschank sowohl im Tagtraum als auch im Café Detter. Jetzt präsentierte er seine zweite Kreation: Ein im Abgang kräftig herbes Brown Ale. Klasse! In den Waagschalen sowohl Zitrus- als auch Karamelltöne:
Die Augsburger Riegele Brauerei ist immer ein Boxenstopp. Nomen est omen: Die aktuelle Sonderedition, das spritzig-frische Michaeli:
Brauereien in der Hallertau? – im größten zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt! Fast wie Stecknadeln im Heuhaufen – man möchte es nicht glauben … Aber es gibt interessante Bewegung. Im Januar kaufte die Urban Chestnut Brewing Company aus St. Louis/USA die insolvente Bürgerbräu Wolnzach AG. Urban Chestnut ist eine (kleine!), erst 2011 gegründete Craft-Beer-Schmiede. Mitinhaber und Braumeister ist der gebürtige Mühldorfer Florian Kuplent. Er kehrt mit dieser Geschichte zu seinen Wurzeln zurück. Die „Hopfenperle“ ist schon wiederbelebt. Ab Sommer soll vor Ort gebraut werden. Bin sehr gespannt was kommt. Und Wolnzach liegt im Gebiet von Slow Food Ingolstadt …
Mit den vier von Frank Böer benannten Faktoren für den Biergeschmack bin ich nicht ganz einverstanden. Soweit das Reinheitsgebot gilt ja, aber darüber hinaus sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Und das ist auch gut so. Vorausgesetzt die weiteren Zugaben sind slow 😉 Ein interessanter Kandidat dafür kommt z.B. aus dem österreichischen Mühlviertel: Waldbier! Es wird neben den üblichen Rohstoffen mit Trieben, Zapfen oder Harzen verschiedener Nadelbäume experimentiert. Fundamentalisten sollten vor dem Abwinken erst mal probieren!
Die Braukunst Live! lebt natürlich auch davon, dass die Meister und Größen der Szene persönlich vor Ort sind. Brauer Oliver Wesseloh wurde 2012 Biersommelier, begann umgehend mit dem Aufbau seiner Kehrwieder Kreativbrauerei (fein!) und gewinnt ein Jahr später en passant gleich die Weltmeisterschaft der Sommeliers für Bier:
Zusammen mit Max Krieger (Riedenburger) entstand z.B. das Wet Hop Pale Ale Frischer Traum. Das nunmehr offensichtlich „Feuchter Traum“ heißt …
Ein Traum ist auf jeden Fall auch die Salzburger Brauerei Stiegl. Unvergessen deren Jahrgangsbier 2013 – Sonnenkönig. Der war so gut, den wollte man noch einmal nachbrauen. Dabei lief etwas schief … Es entstand ein Sour-Bier. Was machen? Es ging hin und her. Dann kamen die frischen Himbeeren! Mit herrlicher Selbstironie heißt der köstliche Tropfen nun Faux Pas Framboise:
Und das meisterliche Jahrgangsbier 2014 Ferdinand:
Früher war alles besser. Wenn dieser Spruch definitiv daneben ist, dann beim Bier. Die heutige – weiter zunehmende – Vielfalt und handwerkliche Qualität ist ein Segen. Der Spruch ist von Fredl Fesl. Aus einer Bierwerbung: „Probierts es, dann spürts es!“
Zur Krönung des schönen Tages stand noch der Besuch eines vortrefflichen Wirtshaus – mitten in München – an. Bericht hier