Regionalität bei Lebensmitteln ist hocherwünscht. Gut so! Aber aufgepasst – was bedeutet eigentlich Regionalität? Jedes Ding ist nämlich dort, wo es entsteht von regionaler Herkunft … und ist es deshalb auch gut, sauber und fair? Genau das gilt es noch herauszufinden! Die frohe Botschaft – das ist nicht (mehr) schwer, weil Regionalität jedenfalls auf Nähe hinweist. Regionalität ist die schöne Einladung sich auf den (kurzen) Weg zu machen. Zum Produzenten – um nachzufragen, ins Gespräch zu kommen, zu lernen und zu verstehen: Shake the hand that feeds you!
Slow Food Ingolstadt macht das regelmäßig mehrfach im Jahr. Nicht selten ist dabei der Ingolstädter Wochenmarkt Ausgangspunkt solcher Streifzüge. Im April 2023 ging es z.B. zur Schäferei Wörlein – ich bestehe darauf, das hier nachzuschauen.
Im vergangenen Juli besuchten wir die Straußenfarm Zimmermann. An deren Verkaufsstand auf dem Wochenmarkt bin ich mit Beate und Erich Zimmermann erstmals in Kontakt gekommen.
Ich war neugierig – Straußenfleisch? Nie probiert. Und überhaupt völliges Neuland – die größten Vögel der Welt bei uns? In folgender Notiz über unsere Veranstaltung sind mehr Bilder von Erich als vielleicht nötig (Beate ist – wie sehr viele Frauen – etwas fotoscheu). Mir macht das nichts – im Gegenteil. Im Idealfall hat mein Essen nämlich ein Gesicht. In diesem Fall ist es seines. Was für ein sympathischer Mann! Gelassen, ruhig – dabei hellwach. Wissend und wollend was er tut. Gut, sauber, fair. Er hat meine Fragen beantwortet. Danke für euren herausragenden Einsatz!
Seit wann gibt es eure Landwirtschaft?
➜ Mindestens seit dem 17. Jahrhundert unter unserem Namen.
Seit wann haltet ihr Strauße?
➜ Seit 2011.
Welche Rasse?
➜ Farmstrauß.
[Beim Nachlesen finde ich verschiedenste Einteilungen heute noch lebender Arten: Nordafrikanischer Strauß, Massai-Strauß (Ostafrikanischer Strauß), Südafrikanischer Strauß und Somalistrauß. Oder Blauhalsstrauße (Blue Necks), Rothalsstrauße (Red Necks) und Schwarzhalsstrauße (African Black). Letzterer ist der domestizierte Farmstrauß – eine Kreuzung aus Nordafrikanischem/Südafrikanischem Strauß. Alles nicht zu verwechseln mit den großen Laufvögeln aus Südamerika = Nandus und Australien = Emus]
Seit wann gibt es Strauße (in der Landwirtschaft) in Deutschland?
➜ Die ersten Farmen gab es bereit vor 1900 – damals zur Feder-, später auch zur Ledergewinnung. Seit Mitte der 80er Jahre gilt der Strauß dann vornehmlich als Fleischlieferant.
Wer arbeitet in eurem Familienbetrieb (außer dir Erich und Beate) noch mit? Ist die „Zukunft“ gesichert?
➜ Eigentlich alle unsere Kinder und Schwiegerkinder nach Bedarf. Übernehmen und weitermachen wird unser Sohn Michael.
Wie viele Strauße habt ihr im Durchschnitt?
➜ Zwischen 70 und 100 Tiere (Hennen und Hähne).
Woher bezieht ihr den Nachwuchs?
➜ Von einem guten Bekannten in Amberg. Als Küken (im Alter von 1-2 Tagen).
Welches Futter wird gegeben?
➜ Aus hofeigenem Anbau: Grascobs (aufgeweicht) und Getreide. Körnermais (aus Beilngries).
Wie werden die Tiere gehalten?
➜ Die Vögel sind faktisch das ganze Jahr und rund um die Uhr draußen. Natürlich gibt es auch Unterstände und Stallungen für sie.
Schlachtung? Schlachtalter?
➜ Wir schlachten selbst, ohne vorherigen Transport. Ca. 15 bis 30 Monate. Wir verarbeiten das ganze Tier.
Wo kann man das Fleisch beziehen?
➜ Direkt bei uns im Hofladen und jeden Samstag auf dem Wochenmarkt Ingolstadt.
Was genau gibt es im Angebot?
➜ Frischfleisch: Filet, Fan-Filet, Steak und Braten. Wurst: Salami, Pfefferbeißer, Leberkäs; Schinken nach Verfügbarkeit.
[Der Hauptanteil des Straußenfleisches kommt aus der Keule. Es ist dunkel, fettarm und hat einen niedrigen Cholesteringehalt. Bereits Hildegard von Bingen (1098-1179) soll Straußenfleisch positiv erwähnt haben. Da mache ich ein kleines Fragezeichen und bin noch am recherchieren]
Was sind deine/eure persönlichen Lieblingsgerichte vom Strauß?
➜ Filetsteak und Burger.
Welche weiteren Produkte eurer Landwirtschaft bietet ihr neben dem Strauß an?
➜ Damwild, Hühner und Puten (Freilandhaltung) – saisonal nach Verfügbarkeit. Honig.
Wer sind eure Kunden? Nur Privatleute? Habt ihr Interesse an einer Verwendung von Straußenfleisch in der Gastronomie?
➜ Aktuell nur Privatleute. Grundsätzlich besteht Interesse an der Zusammenarbeit mit der Gastronomie.
➜ Habt ihr das gehört – liebe Slow Food Genussführerwirte?!!!
Hast du schon mal ein Spiegelei vom Straußenei gemacht?
➜ Nein, aber Rührei und gekochtes Frühstücksei (dauert ca. 60 bis 90 Minuten).
Und jetzt? Ich habe noch zwei Vorschläge. Es ist eine gute Idee die weltweite Slow Food Bewegung zu stärken. Als Mitglied und/oder Unterstützer. Deren Ziele sind wichtig. Das Miteinander ist großartig und tut gut. Und dann wäre morgen Wochenmarkt in Ingolstadt … die Zimmermanns werden da sein!
➜ Straußenfarm Zimmermann|Beate und Erich Zimmermann|Burgstraße 16, 85095 Denkendorf/Gelbelsee