Die Neuburger Künstlerin Susanne Pohl sah ihrer Ausstellung „GRAS BAUM WIND WASSER – Landschaft vor Ort“ im Stadtmuseum Neuburg wohl freudig entgegen. Sie sollte am 22. März eröffnen. Tat das aber nicht. Am 20. März erschien bekanntlich die bayerische Ausgangsbeschränkung auf der Bühne … Trotzdem fanden ihre Radierungen zu mir. Auf digitalem Weg – ebenda. Ich war sogleich von einigen Motiven recht angetan. Ganz bestimmt, weil auch ich mich sehr gerne in der „Landschaft vor Ort“ bewege und aufhalte. Und da gibt es dann in ihren Arbeiten viele Déjà-vus. Als Erlebnis. Als Gefühl.

Gegenständliche Werke haben es bei mir nicht wirklich leicht. Da bin ich schon ziemlich leidenschaftlicher Photograph … Aber es gibt einen wunderlichen Zwischenraum. Gelingt es dem Künstler mich dorthin mitzunehmen, dann bieten gerade solche Gebilde eine fast grenzenlose Projektionsfläche für die Ansammlungen meiner Seele.

Am 17. Mai (zum Internationalen Museumstag) wurde das Museum – und damit auch die Sonderausstellung – wieder geöffnet. Bei aller Liebe zum Digitalen – das Original zu schauen ist ohne Gegenstück! Ein schöner Anlass also, die kunstlose Durst- und Hungerstrecke endlich zu beenden. Wenigstens bei der bildenden Disziplin. Dazu kommt die immer wieder traumhafte Kulisse der oberen Altstadt von Neuburg.

Bis zum 14.06. ist die Sonderausstellung von Susanne Pohl noch zu sehen. Lohnt sich!

Ich habe jetzt nach meinem Besuch gleichwohl mehr Fragen als Antworten. Was nichts Schlechtes bedeutet – im Gegenteil. Es gibt das ein oder andere Objekt, das ich mir gut zu Hause vorstellen will. Meine Favoriten bestehen aber leider vor allem nur in sehr kleinen Formaten … Und dann durfte ich im Museumsladen noch feststellen, dass Frau Pohl in der Vergangenheit nicht wenige weitere sehenswerte Serien geschöpft hat. Die Kataloge dazu tragen die Namen „Geheuer und Getüme“, „Traum im Garten dunkler Zimmer“, „short stories“, „Liebeserklärungen“ oder „hundert neue namen“. Gut, dass ich bereits eine Einladung zu einem Gartenbesuch bei ihr habe. Mit der Möglichkeit, in die Mappen zu blicken 🙂 Darauf freue ich mich sehr. Weiß- oder Rotwein Frau Pohl?

Wenn man nun schon einmal da ist, macht man auch eine Runde durch das klassische Neuburger Stadtmuseum. Feine Räume!

Und exemplarisch diese Exponate. Bismarck als Schmied des Deutschen Reiches:

Banner des „Ring und Stemm-Club Bavaria“:

Da schwingt Stolz und wohl (heutiger) Frust (das Ausrufezeichen …) simultan mit. Auf einer Erklärtafel ist zu lesen: „Eine große Zahl von Handwerksmeistern und Gewerbetreibenden befriedigen schon vor 1800 alle Bedürfnisse der Stadtbewohner. Keiner muss nach Ingolstadt oder München zum Einkaufen fahren! Allein 10 Tafernwirte, 13 Bierbrauer, 24 Bierzäpfler, 8 Branntweiner, 22 Krämer, 16 Metzger, 11 Fischer, 20 Sauer- und 3 Zuckerbäcker sorgten für das leibliche Wohl.“

Metzger Friedrich Assmann und Ehefrau Anna (um 1914; Historischer Verein Neuburg an der Donau e.V.)
Wirtshausschild „Zum Goldenen Karpfen“ (1758-1910)

Kleine Überraschung. Im Museum verortete ich meinen Neuwirt nun wirklich nicht. Aber er ist da. Als historische Stätte. Freilich mit Zukunft! Slow Food Genussführer

2 Kommentare

  1. Tausend Dank für den wunderschönen Beitrag !!!
    Am liebsten würde ich ALLE auf ein Glas Wein einladen im Rahmen der Ausstellung. Na ja – vielleicht klappt es ja noch mit einer Finissage?
    Herzliche Grüße
    Susanne Pohl

    P.S.: Was die großen Formate betrifft: Zwei davon sind ab 30.05. in der Harderbastei in Ingolstadt zu sehen, wenn die Jahresausstellung des BBK eröffnet: „Aktuell – Auf Abstand“

  2. Herzlichen Dank für diesen schönen Blogbeitrag! Wir freuen uns besonders, dass Sie auch das „klassische Stadtmuseum“ besucht und gewürdigt haben. Unsere nächsten Ausstellungen sind bereits in Arbeit. Wir hoffen, dass wir Sie dann wieder im Neuburger Stadtmuseum begrüßen dürfen!
    Es grüßt sehr herzlich aus der Neuburger oberen Altstadt

    Ihr Team des Neuburger Stadtmuseums

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