Bei so viel Lob und Superlativen hier im heutigen Donaukurier – dazu bei einem Leib- und Magenthema von mir, der Landwirtschaft – ist mir gleich richtig warm ums Herz geworden!
Ein Schweinehalter bei Eichstätt wird zitiert: „Das Tierwohl ist uns sehr wichtig“ … deshalb baute er einen Schweinestall „mit besonders artgerechter Tierhaltung“. Nun wurde er für „die bedeutendste Auszeichnung in der Landwirtschaft im deutschsprachigen Raum“ vorgeschlagen, den „Oscar der Landwirtschaft“ … „Schon die Nominierung gilt als so etwas wie ein Ritterschlag“ … und er „zählt damit schon jetzt, zu den 33 besten Landwirten im deutschsprachigen Raum“, wie der Veranstalter mitteilt. Die Rede ist vom sogennanten „CeresAward“. Vergeben wird dieser von „agrarheute“, einem Medium des Deutschen Landwirtschaftsverlags. Schirmherr der Geschichte ist Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes …
Ernüchterung bei mir kommt bereits bei den beiden den Artikel begleitenden Fotos auf. Spaltenböden. Kein Stroh. Kupierte Schwänze. Zur Meidung von Missverständnissen: Das ist hinlänglich praktizierte industrielle Landwirtschaft – nicht weniger aber auch nicht mehr! Der genannte Landwirt ist mit Sicherheit kein Negativbeispiel seiner Zunft. Wie man damit aber zu den handverlesen besten Landwirten im deutschsprachigen Raum aufsteigt, ist mir mehr als schleierhaft. So wie Loriot eigentlich unnachahmlich feststellte – „Ach, das ist gestreift?!“ – mag man sich sagen hören – „Ach, das ist besonders artgerechte Tierhaltung?!“
Es wäre schön gewesen, wenn der Donaukurier hier die PR-Kulissen für die schöngesprochene „Moderne Landwirtschaft“ ein wenig zur Seite geschoben hätte. Dann wäre er der Frage nachgegangen, gemäß welchen Kriterien man für den „Oscar der Landwirtschaft“ vorgeschlagen wird. Von wem? Und wer überhaupt zum Auswahlkreis gehört. Ein zukunftsweisender, hoffnungsmachender Wettbewerb scheint es nicht wirklich zu sein. Ich bleibe zur Einfachheit gleich mal in der Region. Wann ist z.B. diese Bauernfamilie aus Thalhof bei Pfaffenhofen im Rennen der „Kategorie Schweinehalter“ ausgeschieden?
der schweine-oscar geht nach………………man weiß es halt nicht so genau. Die Akademie und die Verwandschaft werdens schon richten.
Der Padrone hat schon recht. So wird das nie etwas mit artgerechter Tierhaltung, außer man definiert sie sich selbst. Der Lichtblick: Es geht auch anders – siehe Blog vom 11.09.2018. Den Ferkeln wird als Höhepunkt ihres tierischen Daseins als Abschied noch eine Reise im vermutlich widerlichen Tiertransport möglichst quer durch Europa spendiert, ehe sie ihren animalen Lebensabend beim Mäster verbringen. Natürlich geprüft, zertifiziert und ministerialer Kompetenz ausgestattet.
Es lebe die Produktion und das Fleisch vom Discounter.
Herrn Olmas Beitrag finde ich in den Bereichen der Widergabe der Sachlage ausgesprochen objektiv und neutral.
In erster Linie wird ein Zeitungsartikel samt dazugehörigem Bildmaterial zitiert.
In zweiter Linie, eher im Sinne des gegenständlichen Betriebes bzw. der konventionellen Landwirtschaft, wird darauf verwiesen, dass die Zustände der gängigen Praxis entsprechen.
Bis hier handelt es sich also um eine 100% objektive Fakten-Widergabe (vorausgesetzt natürlich der Zeitungsartikel gibt die Fakten korrekt wieder).
Erst in dritter Linie erlaubt sich Herr Olma eine subjektive Einlassung, indem er nun die Frage in den Raum stellt, inwiefern ein „lediglich“ der gängigen Praxis entsprechender Betrieb nun gleich eine Auszeichnung verdient.
Herr Scharl, klären Sie uns bitte auf, welche Behauptungen nicht den Tatsachen entsprechen.
Weiterhin wäre es sicherlich auch erhellend, welche Aspekte – die wesentlichen Punkte sollen uns hier reichen – überdurchschnittlich zu bewerten sind und damit wohl zu der Auszeichnung geführt haben.
Sollte der Beitrag bisher tatsächlich „schwach“ sein, wird er mit Ihren Ergänzungen sicherlich stark.
Vielen Dank im Voraus!
Mit freundlichem Gruß
Marco Vanetta
Sehr geehrter Herr Scharl, das freut mich sehr, dass Sie sich zu Wort melden. Wirklich!
In unserer Landwirtschaft wird viel zu wenig miteinander gesprochen. Und dabei meine ich zwischen Bauern und ihren Kunden. Ein sehr wichtiger Beweggrund, warum ich mich seit 12 Jahren (ehrenamtlich) bei Slow Food engagiere. Getreu dem schönen Motto: „Shake the hands that feeds you!“ Gerne nehme ich deshalb Ihre Einladung an, mir Ihren Betrieb anzusehen. Ich glaube, wir schaffen das noch in 2019. Mein Hauptinteresse dabei – die besonders artgerechte Tierhaltung.
Einige Punkte Ihrer Meldung darf ich (aber) kurz richtigstellen. Ich habe nichts behauptet, was nicht den Tatsachen entspricht. Ich hatte (bisher) noch keine Möglichkeit (Einladung) Ihren Stall kennen zu lernen. Und dann gibt es wohl tatsächlich ein Missverständnis. Mein (kritischer) Blog-Post bezieht sich gerade nicht gegen Sie! Mein Fokus war und ist der „CeresAward“ und die leider recht dünne Beschäftigung mit ihm durch den Donaukurier. Hier erfährt der Leser nämlich leider nichts zu den Kriterien dieses Wettbewerbs. Und das wäre doch dringend notwendig – jedenfalls wüsste ich gerne, was man anstellen muss, um zu den besten Landwirten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz zu gehören. Und darin liegt dann freilich auch des Pudels Kern. Das geht nicht ohne die Auseinandersetzung mit der Frage wie eine „beste Landwirtschaft“ überhaupt aussehen soll. Wer ist deren Adressat?
Freundlicher Gruß zurück!
Sehr geehrter Herr Olma,
das finde ich jetzt sehr schwach. Ohne sich wirklich mit unserem Stall und unserem Betrieb zu kennen – und Sie hatten mehrfach die Möglichkeit – urteilen Sie hier!
Wir haben 20 Jahre Erfahrung als Strohschweinehalter, deshalb haben wir uns bewusst gegen eine Strohhaltung entschieden. Sicherlich kann man unterschiedlicher Meinung sein. Hier aber Dinge zu behaupten, die einfach nicht den Tatsachen entsprechen ist sehr schade.
Ich lade Sie ein sich vor Ort einmal ein Bild zu machen.
Mit freundlichen Grüßen,
Johannes Scharl