In Wolnzach (Landkreis Pfaffenhofen) hält eine Familie zur Selbstversorgung ein paar Hühner und einen Hahn. Nachbarn fühlen sich durch das Krähen des Hahns belästigt. Sie bemühten die Justiz und klagten dagegen. Jetzt hat das Amtsgericht Pfaffenhofen entschieden: Der Gockelhalter hat „Maßnahmen zu ergreifen, die es ausschließen, dass von seinem Grundstück Beeinträchtigungen durch Hahnkrähen ausgehen“. Das Gericht stufte das Krähen als „nicht ortsüblich“ ein.

Willkommen in der Pathologie! Aber das Gericht hat wohl (zwischenzeitlich) recht. Was ist nämlich (heute) ortsüblich? Zumal vor Ort im Landkreis Pfaffenhofen? Im nur ca. 5 km südwestlich von Wolnzach gelegenen Eschelbach wurde im Juli 2017 die Baugenehmigung für die größte(!) Hühnermastanlage in Bayern (145.000 Tiere) erteilt. Im Nachbarsgarten kräht nach dem Urteil kein Hahn mehr. In Eschelbach sowieso nicht. Diese (neue) Ortsüblichkeit kotzt mich an!

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3 Kommentare

  1. Das ist genau das Dilemma mit der „Ortsüblichkeit“- es wird auf das jetzt geschaut und nicht auf das kulturell gewachsene oder ursprünglich dagewesene!

    Genau dies fordert diese Petition, analog zu dem in Frankreich bereits umgesetzten Gesetz des Sinnes-Erbe der Landschaft:

    https://www.openpetition.de/petition/online/ortsuebliche-emissionen-des-landlebens-als-kulturelles-erbe-schuetzen

    Derzeit gibt es Fälle, wie in Diersburg, wo der Nachbar vorher schon die Hähne der Nachbarschaft weg geekelt hat und plötzlich nur noch ein Hahn da ist und dann vom Gericht in diesem Teil die Hühnerhaltung nicht mehr ortsüblich ist und im anderen schon.🤪

    Oder wie bei uns, wo das Gericht 3 Jahre lang mitten im alten Ortskern mit noch weiteren 6 Hähnen in der Straße und aktiver Landwirtschaft mit noch Schweinen und Kühen im Stall nicht auf die Ortsüblichkeit eingeht. Erst nachdem ein Gutachter die Lärmwerte messen sollte und die im Dorf-Mischgebiet für Einzelschallereignisse am Tag zum Glück bei 90dB liegen, konnten wir die Klage gewinnen.

    Um das Landleben mit der private Nutztierhaltung sowie Kleinbäuerlichen Landwirtschaft zu erhalten und zu schützen, sollte es auch in Deutschland einen Schutz UNSERES Kulturellen Erbes geben!

  2. Leider Realität heutzutage! Eier und Hühner wachsen im Supermarkt heran.

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