Zeitweilige Mailanfragen erinnern mich an mein hier gegebenes Versprechen. Ich schulde noch die Benennung des fabelhaften Wirtshauses im östlichen Augsburger Umland – eines, dass man gar nicht oft genug ansteuern kann! Ich tue das seit fast 15 Jahren. Und das kam so:

Im Ingolstädter Gasthaus Mittl (Canisiusstraße 9) hing zwischen den Herrnbräu-Zapfhähnen an einem Hahn ein Schild mit der Aufschrift „Koller-Bier“. Eine ungefilterte, naturtrübe Köstlichkeit machte mir augenblicklich die Luft aus dem Glas. Wie die Mittls zu dem Fass gekommen sind, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls gaben sie mir die Adresse des Brauers. Einige Wochen später war ich dann dort: Landhausbräu Koller (Melanie und Ludwig Koller), Hergertswiesen 5, 86495 Eurasburg.

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Im Jahr 2000 begann der hochsympathische Ludwig (heute 37 Jahre) im 150 Jahre alten (elterlichen) Wirtshaus sein eigenes Bier zu brauen. Es gibt das Naturtrübe in hell und in dunkel, ein helles Weißbier und zur Winterzeit ab November den „Kollator“. Die herrlichen Gebräue können in 1-Liter-Bügelverschluß-Flaschen für den Hausgebrauch mitgenommen werden.

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Auf den Fotos (sie entstanden am 28.12.13) ist Weihnachtsschmuck zu erkennen. Deshalb gibt es – ausnahmsweise unsaisonal – auch keinen Biergarten zu sehen … Dieser liegt im Innenhof, zwischen Wirtshaus und neu renoviertem Stadl (bis 130 Plätze). Neben der saugemütlichen Wirtsstube (50 Plätze) gibt es noch das stuckfeine Luitpoldstüberl (30 Plätze) und das etwas versteckte Geheimratsstüberl (20 Plätze). Im Biergarten (bis 300 Plätze) dürfen übrigens Brotzeiten mitgebracht werden. Letzteres sollte aber wohl überlegt sein. Die Küche ist nämlich spektakulär gut! Bierflädlesuppe:

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Eingekauft und verarbeitet wird ausschließlich regional und saisonal. Der Bruder von Ludwig, Georg Koller, ist Bio-Landwirt gleich um die Ecke.

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Es wird alles frisch gekocht! Die wunderbare Ausnahme der ernüchternden Regel, die Plastikbeutel aufschneidet und deren Inhalt lediglich aufwärmt (Convinience). Quer über der Straße steht eine kleine Kapelle. Daneben duftet der Kräutergarten der Küche.

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Es muss kein Fleisch sein: Sellerieschnitzel in Haselnusskruste auf Saisongemüse und Ofenkartoffel. Wenn aber doch – dann lasse man sich vertrauensvoll von der Bieraffinität des Hauses leiten: Biertreberkrustenschnitzel mit Kartoffelsalat. RRR!

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Kaiserschmarrn mit Mandeln und Äpfeln, reichlich Puderzucker und marinierten Waldbeeren:

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Als Wegzehrung für 2014 landete noch eine Flasche „Jahrgangsbier 2013“ im Proviant. Das mit ober- und untergäriger Hefe zweifach vergorene Starkbier (18,5 Grad Plato) ist ein stattliches Zeugnis für die tiefe Hingabe und Liebe zum Handwerk und dem Genuss der Naturschönheiten… „Kräftige, fruchtige Noten treffen auf getrocknete Rosinen, Pflaumen und Lakritzaromen“. Stimmt genau so.

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Ich arbeite noch an der gelungenen Vermählung zweier Aufgabenstellungen: Jedweder Opferverzicht beim Koller mit gleichzeitiger (zwingend notwendiger) Übernachtung in dessen Nähe. Weißwurstfrühstück?! Der Routenplaner gibt als Distanz zu Ingolstadt immerhin gute 75 km an. Vorschläge?

Die Öffnungszeiten sind täglich von 16 bis 24 Uhr. Sonntags ab 11 Uhr. Achtung: Mittwoch ist Ruhetag! Noch eine kleine Geschichte (true story!) zur Beseitigung selbst homöopathischer Zweifel an der sagenhaften Gastfreundschaft dieser Stätte und der Familie Koller. Vor vielen Jahren standen wir nach einem Augsburgbesuch vor verschlossener Tür. Der ganze Tag strebte bis zu dieser Minute eigentlich seinem Höhepunkt entgegen… Ruhetag. Diesen Umstand hatten wir versiebt. Die Gesichter begannen sich zu verlängern. Da ging die Tür auf. Ludwig Koller stand darin. „Ah, meine Stammgäste aus Ingolstadt! Heute ist zu. Ich feiere meine (standesamtliche) Hochzeit. Aber wisst ihr was – wenn ihr schon mal da seid – kommts rein!“

Am 31. Mai war Redaktionsschluss für den Slow Food Genussführer 2015. Diese Zeilen gehen mit herzlichen Grüßen an die Freunde von Slow Food Augsburg: Wenn ihr Euch das Landhausbräu Koller nicht in den nächsten Monaten genüsslich anseht, um es wenigstens in die übernächste Ausgabe 2016 zu bringen, wird Slow Food Ingolstadt sich keine unterlassene Hilfeleistung nachsagen lassen! Hilfe für Menschen ohne das Wissen um ein wahrlich anständiges Wirtshaus.

Zur Vorfreude: Slow Food Ingolstadt hat für die nächste Ausgabe ein sechstes(!) Haus gefunden … Ich sage beizeiten Bescheid. Der aufmerksame extra prima good Leser kann es sich sicher denken…

Wer jetzt noch tiefer einsteigen will, schaue sich diesen Beitrag (2013) des Bayerischen Rundfunks an:

Der Donaukurier hatte in seiner Ausgabe vom 22./23. Februar 2014 den Koller auch schon auf dem Schirm:

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Am allerbesten aber, Ihr beendet baldig alle graue Theorie!

Ein Kommentar

  1. Wir waren gestern (27.03.2016) zu ersten mal im Landhausbräu Koller und waren begeistert. Freundlicher Empfang vom Wirt, Service 1a, Essen wie abgebildet und Top-Qualität. Preis-Leistungsverhältnis ist perfekt und das Ambiente ist ebenfalls traumhaft. Wir werden gerne wieder kommen und dort auch den Geburtstag meiner Frau feiern.

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