Im aktuellen Wir! in Ingolstadt und Region, einer Publikation der ich sehr geneigt gegenüber stehe, schreibt ein Heilpraktiker: „Eine gesunde Ernährung setzt sich aus vielen Bestandteilen zusammen, die wiederum in perfekter Qualität und Ausgewogenheit zueinander zur Verfügung stehen sollten, um dem Organismus sein gesundes Funktionieren zu ermöglichen.“
Es folgt (zurecht) ein Loblied auf die Omega-3-Fettsäuren. Da sind sie wieder: Die ALA (Alpha-Linolensäure), die EPA (Eicosapentaensäure) und die DHA (Docosahexaensäure). Die beiden letzten finden sich reichlich in fettreichem Kaltwasserfisch, die erste insbesondere im Lein (der Körper bildet aus der ALA die EPA und/oder DHA – gleichzeitig anwesende Omega-6-Fettsäuren können das aber blockieren). Seht dazu meinen Bericht zum Leinsamenöl und die Feststellung, dass Omega-3-Fettsäuren in der Milch und ihren Veredelungen unbedingt eine Gras(!)fütterung der Kühe voraussetzt.
Der angesprochene Heilpraktiker sprengt meiner Meinung nach den Rahmen jedes Ganzheitlichkeitsanspruchs, wenn er im Fortgang seines Berichts wahlweise zum Fisch den Segnungen einer mühsamen Industrie huldigt: „Eine Alternative hierzu bietet nun die Lebensmittelindustrie mit Produkten, die mit Omega-3-Fettsäuren angereichert sind.“ Auf der nächsten Seite findet sich „überraschend“ gleich eine Reklame: Unter Mitwirkung des Fraunhofer Instituts wird bei einer neuen Produktlinie von EDEKA in Weißwurst, Leberkäse, Paprika-Lyoner, Lyoner, Bierschinken, Gourmet-Trio, Wiener und gebrühte Bratwurst Fischöl gegeben. „Functional Food“ nennt sich das. Ist weltweit ein Milliardengeschäft. Gesunde Vitamine naschen und so … Bisher größter Clou – das Abwehrkräftemärchen von Danone.
Der Heilpraktiker bekommt mit seinem Schlusssatz ansatzweise noch die Kurve. „Gesund ernährt sich, wer sich vielseitig und abwechslungsreich ernährt.“ Und genau dafür, braucht es aber keine Lebensmittelindustrie! Im Gegenteil – gehört sie doch mit zu den größten Gefahren für die essbare Biodiversität.
Die Köche im alten Rom waren Meister darin, Lebensmittel im Geschmack zu verfremden. Fischsauce zu Fleisch und dergleichen waren damals Usus.
Heute sehe ich es kritisch, wenn Lebensmittel verändert werden. Wie soll ich noch wissen, was im Lebensmittel drin ist, wenn an den Produkten „rumoperiert“wird. Vitamin C in Limo, wo sie leider nichts bringt. Fischöl in Wurst, wo Fleisch rein gehört. Kalbfleisch in der Weißwurst – Fehlanzeige.
Ich kann hier nur von mir sprechen. Wenn ich BIO-Eier vom Hundszeller Biohof oder wenn ich BIO-Kartoffel esse, dann kommt mir in den Sinn, „Ja, so haben früher Eier/Kartoffel geschmeckt“. Dieses unverfälschte Genusserlebniss sollte nicht durch irgendwelche Zugaben verändert werden.
Im Übrigen soll es durchaus guten Fisch geben. Den gut gemacht und ein paar Kartoffel dazu. Gesund kann auch lecker sein.