Rinder sind Lauf- und Herdentiere. Ihr Leibgericht: Im Sommer frisches Gras und Kräuter, im Winter Heu. Mit Weidehaltung wird man also – in jeder Hinsicht – ihrer Art gerecht.
Und belohnt. 2012 belegte eine Studie der Universität Gießen nach Analyse der zehn größten Buttermarken Deutschlands, dass Weidemilch mit Abstand die beste Fettzusammensetzung (mehrfach ungesättigten Fettsäuren, Omega-3 und 6) sowie den höchsten Vitamingehalt (Beta-Carotin, Vitamine A und E) hat. Am optimalsten hat eine Butter aus Irland (Kerrygold) abgeschnitten. Die dafür verwendete Milch stammt von Kühen, die 10 Monate im Jahr auf der Weide grasen. Die Antwort der Industrie? Weniger Kraftfutter für Wiederkäuer, kein gentechnisch verändertes Soja mehr aus Südamerika, weniger Stall, mehr Grünland – von wegen! Bald soll Gentechnik bei Kühen die Produktion von Omega-3 Fettsäuren in deren Milch anregen. Es ist zum Kotzen! Diese Industrie hat es auch mit Hilfe sehr schwacher Politiker bis heute geschafft, Haltungsform und Fütterung aus der Kennzeichnungspflicht herauszuhalten. Lieblingsmilch? Warum nicht mal eine E-Mail an die Molkerei loslassen und fragen, ob deren Kühe schon mal Gras gesehen haben …
Guter Käse mit Silofutter? No way. Parole Heumilch!
Endlich wirkt sich die nachhaltige, extensive Grünlandbewirtschaftung neben der Kulturlandschaftspflege auch noch sehr positiv auf die Fleischqualität und dessen Geschmack aus. Weniger Wasser im Gewebe, weniger Fett, zarte Marmorierung, klare Aromatik und auch hier mehr Omega-3 Fettsäuren.
Ich finde es folglich an der Zeit – und ich werde Euch dabei mitnehmen – den Weideherden in unserer Region nachzuspüren. Ich will mich dabei (zunächst) auf die Fleischgewinnung konzentrieren. Größtmögliches Prologbild gefällig? Habt Ihr noch die Szene aus „Der mit dem Wolf tanzt“ vor Augen, als John Dunbar zur lang erwarteten Sichtung der Bisons die Anhöhe hochrobbte?
Im Donaumoos, nördlich von Schrobenhausen liegt Linden. In der unmittelbaren Nachbarschaft der Rehms (meine Spargelbauern) haben Zenta und Hans Meßner ihren Hof.
1989 bauten sie für ihre 30 Fleckvieh-Milchkühe einen der ersten Laufställe im Landkreis. Um wirtschaftlich zu arbeiten musste ständig weiter vergrößert werden. 1999 hatten sie darauf keine Lust mehr.
Es begann der Aufbau einer Limousin-Herde mit Mutterkuhhaltung. Die Rasse stammt aus der gleichnamigen Region Zentralfrankreichs. Es ist eine reine Fleischrinderrasse.
Von März bis Ende November („wenn das Wasser gefriert“) sind die Tiere auf der Weide. Diese (insgesamt 40 ha) liegen einige Kilometer weiter östlich, hinter Lagenmosen. Der kurze Winter wird bei Heu- und Grassilagefütterung im Laufstall in Linden verbracht. Dieses Futter stammt ausschließlich vom eigenen Hof.
Die Herde ist aktuell um die 80 Tiere stark. Hans Meßner beschreibt seine Rinder als „neugierig, flott und unberechenbar“. Seit 2011 begleiten drei Pinzgauer den Verband. Es wird natürlich gedeckt – nicht ganz so blutleer formuliert – ein Stier genießt das Leben in vollen Zügen. Zur Vermeidung von Inzucht wird dieser allerdings alle zwei Jahre ausgewechselt. Männliche Nachkommen verkaufen die Meßners. Die weiblichen Tiere werden, soweit sie nicht für die Nachzucht vorgesehen sind, als Färsen (geschlechtsreifes Rind bis zur ersten Kalbung) im Alter zwischen 1,5 bis gut 2 Jahren geschlachtet. Dies geschieht (außer Juli und August) einmal im Monat. Hans Meßner fährt dazu die Tiere persönlich zum weniger als 20 km entfernten Schlachthof nach Neuburg. Am Vortag.
Die Hofmetzgerei Robert Völler im benachbarten Ludwigsmoos übernimmt sodann die Zerlegung, den Grobzuschnitt und die Reifung des Fleisches. In Zenta Meßners Hofladen, geöffnet jeden Freitag von 14 bis 18 Uhr und nach telefonischer Absprache, können diese Köstlichkeiten schließlich erstanden werden. Es ist ratsam, das saisonale Sortiment und die Monatsaktionen zu beachten (es gibt nicht immer alles – und das ist gut so!). Praktisch die gesamte Erzeugung geht an Stamm- und Endkunden. Im Zweifel ist die Nachfrage größer als das Angebot. Ich hatte mir ein falsches Filet (Schulterstück) mitgenommen. Geschmort war es butterweich, zart und mit einem herrlichem Aroma.
Unter anderem ebenfalls im Laden erhältlich: Freilandeier, Freilandgeflügel (Huhn, Ente, Gans) und Schweinernes vom Meßner-Hof.
Wahrlich artgerechte Tierhaltung weil auf der Weide, in der Region, kurze Wege, Futterautonomie, vollkommene Transparenz, Qualität vor Quantität, handwerkliche Veredlung und Direktvermarktung in der Hand einer klugen und sehr sympathischen Familie – Zustand der Wunschlosigkeit.
Wer jetzt mit berechtigter Vorfreude nur noch nach Linden fahren will, sei darauf hingewiesen, dass die Meßners von 04.08. bis 01.09.2013 Sommerpause machen. Sie sei Ihnen vergönnt.
Hofladen Meßner
Sommerfeldstraße 10
86529 Schrobenhausen-Linden
Telefon 08252/2127
Die Herdensuche wird fortgesetzt. Hier
Limousin in Mittelbayern, in Weidehaltung! Was will man mehr? Der Weg ist der Richtige! Klasse statt Masse!
Den guten Geschmack und den fairen Umgang mit Tieren und Umwelt als Grundlage des Schaffens. Wenn Rinder das fressen, was ihre natürliche Bestimmung ist, nämlich Gras, dann stimmt auch ihre Ökobilanz.
Das Ergebnis kann man sich guten Gewissens schmecken lassen.